Die ersten Containerschiffe für die Hamburg Süd

Hier mal ein kleiner Bericht aus den 70er Jahren aus der Werftzeitung der HDW - Werke, so wie man es damals alles gesehen hat, das ganze mit ein wenig Kultur versüßt, dazu noch ein paar Bilder, die beim Anklicken genauer beschrieben werden.


Das erste der drei Schiffe für die Hamburg-Süd ist Mitte April abgeliefert worden; die beiden anderen schwimmen auch schon und werden im Juli bzw. im Oktober ihren Dienst aufnehmen. Es ist der erste Vollcontainerdienst von Nordamerika-Ostküste nach Australien / Neuseeland. Dieser Dienst der Hamburg-Süd wird unter dem Namen „Columbus-Linie" betrieben, und das drückt sich in den Namen der Schiffe aus, wie auch das von den übrigen Hamburg-Süd-Schiffen abweichende äußere Bild der Schiffe betont, das hier eine besondere neue Linie existiert. Die Schiffe sind rot wie Feuerschiffe, Aufbauten und Container weiß. „Columbus New Zealand", Bau Nr. 15, war das erste Schiff. Man wird sich erinnern, das es der eigens aus Neuseeland hergeflogenen Taufpatin Lady Ormond Ende November nicht vergönnt war, das Schiff nach der Taufe ablaufen zu sehen, weil es so dick war auf der Elbe, das die Sicht nur den Bruchteileiner Schiffslänge betrug. Inzwischen hat das Schiff einen Besuch bei seiner Taufpatin in Neuseeland abgestattet. Das zweite Schiff der Serie ist „Columbus Australia", Bau Nr. 16. 1hre  Taufe fand am 9. März statt. Doch zunächst sollen die Schiffe einmal näher vorgestellt werden, damit , der Leser eine Vorstellung davon bekommt, um was für Schiffe es sich eigentlich handelt. Es sind Vollcontainerschiffe, von denen jedes 1187 Zwanzig-Fuss-Container an Bord unterbringen kann, davon 454 Kühlcontainer, die isoliert und schiffsseitig gekühlt als vollwertige Ladekühlräume anzusehen sind. Sie dienen zum Transport von Früchten und Fleisch. Das vollautomatische Kühlsystem arbeitet mit dezentralisierten Aggregaten und ermöglicht es, die Kühlcontainer mit Temperaturen zwischen 6° C und -21° C zu fahren. Von besonderer Bedeutung ist, das alle drei Schiffe mit je einem leistungsfähigen Kran ausgerüstet sind, wodurch sie weitgehend unabhängig von den landseitigen Anlagen der Terminals werden.80 Prozent der Container kann jedes Schiff selbst laden bzw. löschen. 

Auch die Taufpatin des zweiten Schiffes kam aus dem Land, auf das der Schiffsname hinweist. Joan Sutherland, weltberühmte australische Opernsängerin, taufte die „Columbus Australia". Sie hatte zwei Tage zuvor auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper gestanden und Triumphe gefeiert, wie bei ihrem ersten Hamburg-Besuch im vergangenen Jahr. Joan Sutherland ist heute die bedeutendste lyrische Koloratur Sopranistin. Es gibt Opern, von den Komponisten für ähnliche Stimmwundergeschrieben, die man nur ansetzen kann, wenn solche überragenden Sängerinnen zur Verfügung stehen. Im vergangenen Jahr gelang es Rolf Liebermann, Joan Sutherland für die Partie der Cleopatra in Händels Oper „Julius Caesar" zu gewinnen. In diesem Jahr nun sang sie die Lucia in Donizettis „Lucia di Lammermoor", eine der Glanzrollendes italienischen Opern Repertoirs. Wir zeigen Joan Sutherland in dem einen Foto in der berühmten Wahnsinnsarie der Lucia di Lammermoor, in dem anderen, in nicht weniger gekonnter Aktion, bei der Taufe der „Columbus Australia" auf unserer Werft.

Wenn diese drei Vollcontainerschiffe ihren Liniendienst aufgenommen haben, werden sie neun klassische Frachter ersetzen. Die Kosten für diese Gesamt Investitionen in der Umstellung auf den Containerdienst bezifferte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburg-Süd, Dr. John Hendry de la Trobe, auf rund 220 Mill. DM. Davon entfallen 50 Mill. DM auf die Container und etwa 10 Mill. DM auf die Landanlagen in New York und in Wellington, der Hauptstadt Neuseelands. Der Preis für jedes Schiff liegt bei etwa45 Mill. DM und deckt nicht die Baukosten. Die drei Schiffe wurden seinerzeit zu Festpreisen abgeschlossen, die Verträge enthielten keine Gleitklausel. Die Finanzierung des ersten Schiffes, der „Columbus New Zealand", erfolgt ein der Form einer Kommanditgesellschaft(prominentester Kommanditist: Franz Josef Strauß. Die beiden anderen Neubauten befinden sich voll im Besitz der Hamburg-Süd. Welch eine Entwicklung hat der Container-Verkehr in den letzten paar Jahren hinter sich! Wird diese Entwicklung im gleichen Tempo weitergehen? Wie in allen so grundsätzlichen Fragen herrscht darüber keineswegs eine einheitliche Meinung. Während in der englischen Fachzeitschrift „Shipbuilding & Shipping Record" die Überzeugung vertreten wurde, das noch „sehr viel mehr Containerschiffe benötigt werden", das bis Mitte der siebziger Jahre ein Bedarf für „mindestens die doppelte der jetzt absehbaren Kapazität" (d. h. der bereits schwimmenden und der bestellten Schiffe) bestehe, und das die Vergabe entsprechender Aufträge an die Werften noch „einen sehr langen Weg" vor sich habe, ist in Kreisen der Schifffahrt bereits Unbehagen über die bisherige und die künftige Entwicklung geäußert worden. Bis heute ist die Zahl derjenigen Häfen, die über Umschlagseinrichtungen für Container- und Roll-on/Roll-off-Schiffe im überseeischen und im Zubringerdienstverfügen bzw. den Bau dieser Anlagen für die nächste Zukunft planen auf etwa 200 angewachsen. 97 dieser Häfen, also fast die Hälfte, liegen in Europa, davon 10 in Großbritannien. Die bisher wichtigsten europäischen Häfen für den kombinierten Verkehr nach Übersee sind Amsterdam, Antwerpen, Bremen/Bremerhaven, Felixstove, Genua, Göteborg, Hamburg, Le Havre, London-Tilbury und Rotterdam. An zweiter Stelle hinsichtlich der Zahl der Container-Häfen steht Nordamerika mit insgesamt 42 Umschlagsplätzen für den kombinierten Verkehr. Davon liegen36 in den USA und die übrigen sechs in Kanada. In Asien sind es 18 Häfen, die schon jetzt bzw. in absehbarer Zeit über die entsprechenden Spezialanlagenverfügen, davon sechs in Japan. In Australien und im Pazifischen Raum sind in diesem Zusammenhang 17Häfen zu nennen. In Australien werden die Häfen Freemantle, Melbourne und Sydney von Container-Liniendiensten im Übersee-Verkehr regelmäßig angelaufen, während die übrigen acht Häfen mehr dem Regional Verkehr dienen. sehr viel langsamer ist die Entwicklung auf diesem Sektor des Interkontinentalen Seegüterverkehrs in Afrika (drei Häfen) sowie in Süd- und Mittelamerika (zusammen neun Häfen).

Werkszeitungen HDW - Sammlung Ralf Thorein.

Columbus New Zealand in Hamburg an den Landungsbrücken, fertig für die Jungfernfahrt