Der Wolkenbruch

 

Ich schreibe das mal so, das auch die Sehleute das verstehen, jedenfalls einige Begriffe der Seefahrt. Jeder kennt sie, die älteren Fahrensleute besonders, die schönen langen Liegezeiten in den Häfen der Welt! Ich habe sie auch noch mitmachen dürfen, obwohl ich in den 70ern Jahren gefahren bin und das Container-Zeitalter so langsam in’s rollen kam. Da spielten denn noch andere Faktoren eine Rolle, z.b. Streik der Hafenarbeiter, Häfen hoffnungslos überlaufen, weil die Koordination nicht so ganz hinhaute usw., das gab’s damals noch. Na, jedenfalls lag man denn mit seinem Schiff denn schon mal eine Woche oder auch länger in den Häfen. Jeden Abend Bordparty’s (in einigen Häfen konnte oder kamen die Damen auch an Bord).War ja allgemein bekannt, das man bei Deutschen Seeleuten extrem gut feiern konnte. Das war zu meiner Fahrzeit meistens Australien oder Neuseeland. Na, wie das denn so war, nach ein paar Tagen Liegezeit erheblichen Mangel an Schnaps und Zigaretten!!! Das hatte man den 1 oder 2 mal mitgemacht und man hatte denn selber Vorsorge getroffen. Nun muss man wissen, das man nur bestimmte Freimengen pro Person haben darf. Ich erzähle das jetzt mal so und auch für den weiteren verlauf der Story, das es auch Landratten verstehen werden, wie das so an Bord war und sich mit der Seefahrt nicht so gut auskennen. Auf jeden Fall gingen die freimengen brutal schnell zur neige, und denn!!! Da musste man schon mal vorsorge treffen, um ein paar von den genüsslichen Sachen vor der „Schwarzen Gang“ zu verstecken! Das waren die Leute vom Zoll ,die das Schiff auf unerlaubte Waren, Drogen usw. untersucht haben. Die Gang kannte sich natürlich gut aus und haben viele von unseren verstecken gefunden, sehr zu unseren Leidwesen! Aber wir waren ja auch nicht blöd, unser Einfalls Reichtum war mächtig. So fanden wir immer wieder neue wunderbare Verstecke! Ich machte mir denn auch so meine Gedanken und überlegte, wo ich was bunkern sollte. Durch Zufall fiel mein Augenmerk auf die Speigatt’s, die Wasserabläufe der Deck’s. Die Rohre waren groß genug ,das man da locker wunderschöne Bacardi-Flaschen rein hängen konnte. Über der Öffnung war ein Gitterkreuz befestigt, das größere teile fernhalten sollte, damit die Abläufe nicht verstopfen. Ich dann schnell zu meinen Kumpel’s, um denen zu berichten, was mir neues eingefallen wäre. Die Idee stieß auf reges, vor allen auf freudiges und lautes Interesse. Schnell wurde alles vorbereitet. Gitterkreuze entfernt, Angelschnur vom Storekeeper besorgt und die Flaschen dran befestigt! Dann wurden die Flaschen vorsichtig ins Rohr abgelassen. Die Gitterkreuze wurden wieder befestigt und die Schnur dran befestigt!. Das Ergebnis sah hervorragend aus, die Schnur konnte man auf den ersten Blick nicht sehen, sie war ja hell und durchsichtig. Nun kann man sich ja denn vorstellen, das nahezu alle Abläufe dann „besetzt“ waren. Na, das klappte ja auch alles sehr gut, Stoff war ja genug vorhanden. Es ging auch soweit alles gut, sie haben das versteck nicht gefunden. Und dann sollte eines Tages alles ganz anders kommen!!! Es fing an zu regnen, und irgendwann entwickelte sich daraus ein Wolkenbruch, der es in sich hatte. Da nun ja alle Abläufe „belegt waren“, konnte das Wasser ja nicht mehr gescheit ablaufen. Die Deck’s standen in kürzester zeit unter Wasser, weil ja alle Abläufe belegt waren. Was tun??? Die „Schwarze Gang“ war noch nicht gekommen, denen würde ja sofort auffallen, das da was nicht stimmte. Zu allen Überfluss bekam denn das auch noch die Schiffsführung mit und das Geschrei war denn sehr groß. An nahezu jedem Ablauf stand einer und zog die Angelschnur mit der Buddel hoch und runter, damit etwas Wasser ablaufen kann. War natürlich eine sehr große Aktion, wo nahezu jeder gebraucht wurde. Wie man sich vorstellen konnte, blieb die restliche Arbeit erst mal liegen, was einigen Leuten natürlich nicht in den Kram passte. Auf jeden Fall ging das noch einiger maßen glimpflich ab, denn bei den Regen traute sich der Zoll denn auch nicht vor die Tür ;-) trotzdem war der Stress ziemlich groß, sie könnten ja trotzdem gleich kommen. Nach der Aktion wurde denn auch gleich nach gehakt, wer denn diese Sache zu verantworten habe!!! Ich habe das auch gleich zu gegeben und einige Kumpel’s traten mir auch zur Seite und ließen mich auch nicht im Stich. Wir mussten denn auch beim „Alten“ antreten, um wohl ne Abfuhr und einen Eintrag ins Tagebuch abzuholen. Na, wir denn hin zum Alten, er wartete schon mit einem Gesicht, das einem aber einer Flöten gehen konnte. Er musterte uns einen Augenblick und sagte dann: “Meine Herren, einen Schuss habt Ihr frei gehabt, aber sollte so etwas in der Art noch mal vorkommen, dann gibt das einen Eintrag und Geldstrafe. Würde dann mal vorschlagen, beim nächsten mal nur jeden zweiten Ablauf zu besetzen, damit das Wasser auch ne Chance zum ablaufen bekommt. So, nun macht Euch vom Acker, bevor ich noch richtig ausraste!!!“ Haben uns den Rat vom „Alten“ auch sehr zu herzen genommen und haben uns an seinem Rat sehr genau gehalten. Im übrigen, das versteck wurde zu meiner Fahrzeit nicht gefunden!!!